Urinöse Tischgespräche

Vor einiger Zeit lief einer unserer Lieblingsfilme endlich mal wieder im deutschen Fernsehen – Luis Buñuels „Gespenst der Freiheit“. Und nun gibt es ihn auch auf Video:

Der Film besteht aus lauter teilweise recht absurden Episoden, die ineinander übergehen, indem eine Person von einer Szene in die nächste überwechselt.

Sinn des Streifens ist es, uns zu zeigen, wie willkürlich doch viele unserer bürgerlichen Konventionen sind. Typisch hierfür sind die Benimmregeln bei Tisch, wo es zu Luthers Zeiten ja noch hieß „Wieso rülpset und furzet ihr nicht – hat es euch nicht geschmecket?“. Damals hat man bei großem Blasendrang sicherlich schon mal eine Lache auf dem Fußboden erzeugt – heute ist es bei Tisch natürlich absolut „out“, auch nur vom … zu sprechen. Ja von was eigentlich?

Das Gspenst der Freiheit

Das hat sich offensichtlich auch Buñuel gefragt, denn in einer Szene dieses Films sitzt man zu Tisch plötzlich auf einer netten Zweierreihe bequemer Sitzklosetts – und macht von diesen auch ausgiebig Gebrauch. Auch die Tischgespräche drehen sich hauptsächlich um die Abwasser- und Entsorgungsprobleme dieser Welt, während ein Kind, das „Mami, ich hab‘ Hunger!“ quengelt, ein wohlbekanntes „Pscht! Nicht bei Tisch!!!“ zu hören bekommt.

Gespenst der Freiheit

Schließlich verläßt ein Mann unauffällig die Tafelrunde, zieht sich in ein kleines Kämmerchen zurück, sperrt die Tür ab und öffnet ein Kabinett, in dem sich eine Hühnerkeule und Brot finden. Diese verzehrt er stumm und mit schlechtem Gewissen – und als jemand versucht, den verschlossenen Raum zu betreten, protestiert er mit einem lauten „Besetzt!!!“.

Das Gespenst der Freiheit

Tja, wer sagt uns, daß die Sitten heute nicht auch so hätten sein können? 🙂

Leider sind wir ja nicht im Sendebereich des deutschen Fernsehens, wir hätten den Film gerne mal wieder gesehen. Einer unserer Freunde hat uns allerdings immerhin die bewußte Toilettenszene gemailt. In Breitwand und Farbe – verblüffend – ich habe den Film bisher nur in Schwarzweiß gesehen, denn er kam schon 1974 ins Kino und das war dann doch vor meiner Zeit…

Inzwischen gibt es alle Bunuel-Filme – und auch speziell das Gespenst der Freiheit – endlich auch auf DVD. Ein Muß!

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2 Responses to “Urinöse Tischgespräche”

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