Der Preis der Lust

Diese Erzählung ist einmal etwas anderes. Sie beruht auf einer wahren Geschichte – einem Gerichtsfall. Deshalb ist es ausnahmsweise keine antörnende Erzählung, obwohl die Erzählung gegenüber dem echten Fall sogar noch deutlich entschärft ist. Ich denke, sie gehört trotzdem auch mal hierher, um zu zeigen, daß zu einer glücklichen Beziehung nun einmal zwei gehören, die dasselbe wollen. Wir sollten dieses schöne Hobby nie mißbrauchen.

Die nächste Geschichte von mir wird dann erotischer, versprochen!

Dr. Tom

Ich hatte mich auf diesen Abend gefreut. Schon lange nämlich hatte ich mich mit Klaus nicht mehr alleine zu einem Abendessen verabredet. Klaus ist einer meiner ältesten Freunde, wir hatten schon gemeinsam für das Abitur gelernt und später zusammen Jura studiert. Er war nach dem Examen in einer Anwaltskanzlei als Partner eingetreten, ich dagegen hatte die reine juristische Tätigkeit verlassen und eine prosperierende Personalberatungsfirma gegründet.

Vor wenigen Tagen hatte mich Klaus angerufen und von einem freien Abend in seinem Terminkalender berichtet. Das machten wir immer so, wer Zeit hatte, rief den anderen einfach an. Da auch ich an dem vorgeschlagenen Abend keine geschäftlichen Termine geplant hatte, kamen wir schnell überein, wieder einmal über die alten Zeiten zu sprechen. Meine Sekretärin bestellte für 19 Uhr einen Tisch bei „Antonios“, dem besten italienischen Restaurant in der Stadt.

Ich war etwas zeitiger gekommen und wie immer von Antonio persönlich bereits mit einem Glas wunderbaren Chiantis begrüßt worden. Ich dachte noch über die herrlichen Anbaugebiete dieses köstlichen Weins nach, als mir plötzlich jemand herzhaft auf die Schulter klopfte.

„Hallo Tom,“ meinte Klaus grinsend und ließ sich mir gegenüber in den Stuhl fallen, „entschuldige, ich bin aufgehalten worden“. Er lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes.

Klaus war ein bemerkenswerter Mann. Groß, dunkelhaarig, schlank und gutaussehend. Daß er als Anwalt erfolgreich war, machte ihn nicht gerade unattraktiver. Bereits früher hatte ich ihn insgeheim darum beneidet, mit welch geringem Aufwand er bei den Mitschülerinnen und Studentinnen Erfolge verzeichnen konnte. Eigentlich brauchte er nie etwas zu tun, er ließ alles auf sich zukommen. Offenbar reizte aber dies gerade das weibliche Geschlecht. Jedenfalls konnte sich sein Erfolg bei Frauen sehen lassen.

„Hallo, Klaus, ganz wie früher. Du bist doch noch nie pünktlich gekommen“, scherzte ich zurück. „Irgendwann einmal kommst Du zu Deiner eigenen Beerdigung zu spät“.

Sein Blick wurde plötzlich ernst, ich hatte wohl die falschen Begrüßungsworte gewählt. Ich wollte daher nicht noch weitere unpassende Bemerkungen machen. Also gab ich unserem Gespräch eine unverfänglichere Wendung. Wir sprachen über verschiedene berufliche Aspekte und kämpften uns dabei durch die unvergleichliche Speisekarte von Antonio. Das heiterte seine Laune wieder erheblich auf. Als wir unser Menü zusammengestellt hatten, blickte er mich plötzlich über den Rand seines Rotweinglases an; genießerische schnupperte er am Wein und meinte lachend: „Sag mal, kannst Du Dich eigentlich noch an Sarah erinnern?“

Ich mich an Sarah erinnern? Der Mann machte Witze. Wer einmal Sarah gesehen hatte, verlor in seinem späteren Leben viele Erinnerungen, nur nicht die an Sarah.
Sie hatte mit uns zusammen studiert. Wir besuchten während der Examensvorbereitung alle zusammen den gleichen Repetitor. Klaus und ich saßen an einem Tisch, Sarah mit Jessi an dem Tisch gegenüber. Sarah hatte nur einen Nachteil – sie war noch unpünktlicher als Klaus. Folglich kam sie zu den Repetitorien immer mit einer Verspätung von mindestens 10 Minuten. Ihr Erscheinen brachte dann regelmäßig den Unterricht zum Erliegen, weil nicht nur die männlichen Studenten (die weiblichen straften sie mit Mißachtung, es war der blanke Neid), sondern auch der Repetitor mit verklärten Blicken ihren Auftritt verfolgten. Sie war recht groß, schlank, mit kleinen Brüsten, hatte lange blonde, lockige Haare, einen knackigen Po und durchtrainierte Beine. Wenn sie mit ihren Ultraminikleidern durch den Saal ging, fiel allen Männern der Sündenfall ein; ähnlich wie bei Adam und Eva im Paradies, nachdem diese den Apfel der Erkenntnis gekostet hatten. Und Klaus und ich hatten das ausgesprochene Vergnügen, ihr gegenüber zu sitzen, was uns im Sommer immer die erfreulichsten Einsichten bot. Leider hatte sie es mehr auf Klaus abgesehen (gottlob war da noch die bezaubernde Jessi, die ebenfalls nicht mit einblickbaren Reizen geizte), die beiden hatten auch eine merkwürdige, aber innige Beziehung zueinander, wie weit das genau ging, wußte ich nicht und hatte es bisher von Klaus auch nie erfahren. Der hatte es damals quasi als Staatsgeheinmis gehütet. Er konnte ziemlich verschwiegen sein, der Bursche. Das mußte wohl an seinem Beruf liegen. Sarah war später auch Anwältin geworden, aber in einer anderen Stadt.

„Klar erinnere ich mich“, gab ich zur Antwort. Mir fielen auch die dunkelgrünen Seidenslips ein, die sie offenbar gerne trug. „Warum“?
„Ich habe sie vor wenigen Tagen nach Jahren wieder zufällig bei Gericht getroffen“. Klaus strahlte. „Sie hat sich von diesem Trottel von Ehemann getrennt. Weißt Du noch, ihr Freund, der damals Bauwesen studierte?“

Ich nickte.

„Den hat sie dann tatsächlich geheiratet, eine Schande. Aber jetzt …..“. Er unterbrach sich und stocherte mit verklärtem Blick in seinem Salat herum.

„Was jetzt“, ich hakte nach. Wenn er mir was von Sarah erzählen wollte, hatte ich nichts dagegen, das würde sicherlich interessant. Nach all den Jahren würde das Geheimnis gelüftet, ich war gespannt.

„Na komm schon, Klaus, wach auf, die siehst ja sonst wirklich bald aus, als kämst Du von einer Beerdigung“. Was kam mir heute eigentlich ständig in den Sinn. Das falsche Wort zur falschen Zeit führt manchmal zu merkwürdigen Wendungen in einem Gespräch.
Der verklärte Gesichtsausdruck bei Klaus verschwand schlagartig. Er wurde ernst, schob seinen Teller weg und sagte nachdenklich:

„Sarah, ja, aber das beschäftigt mich heute nicht so“. Er wirkte plötzlich verstört.
Schade, dachte ich, und schalt mich selbst wegen meines losen Mundwerks.

„Ich habe heute eine Strafverteidigung abgeschlossen, die es in sich hatte,“ begann Klaus etwas stockend. “Die Sache hat mich ein wenig deprimiert. Willst Du auch traurig werden, Tom? Es ist eine Geschichte von Lust, seltsamen menschlichen Neigungen und einem schrecklichen Ende.“

„Nur los“, gab ich zurück. Ich wußte, Klaus war ein guter Erzähler. Ich merkte aber auch daß mein Interesse, weiteres über Sarah zu erfahren, heute nicht erfüllt werden würde. „Was ist da passiert?“

Klaus antwortete nicht gleich. Schweigend beendeten wir das Essen. Er schnippste ein paar Brotkrümel vom Tisch und strich die Decke glatt. Dann lehnte sich Klaus zurück, zündete sich seine kubanische Zigarre an und begann seine Erzählung.

„Ich nenne meinen Mandanten Hans, Du weißt, die Schweigepflicht. Hans war 52 Jahre alt, seit 26 Jahren verheiratet und hatte einen Sohn im Alter von 24. Diese Sohn hatten wir mit unserer Kanzlei schon einmal vertreten, über ihn kam es dann später auch zu dem Kontakt mit Hans.“

Klaus erzählte von Hans, seiner Unzufriedenheit in der Ehe, die zur Eintönigkeit verkommen war, von seiner Unzufriedenheit als kaufmännischer Angestellter und von seinem Frust über das Leben insgesamt. Das änderte sich schlagartig, als eine neue Mitarbeiterin in seiner Abteilung eingestellt wurde, Anne, wie Klaus sie nannte. Anne war nur wenig älter als Hans´ Sohn, eine kleine, zarte Frau mit kurzen blonden Haaren. Sie hatte eine hübsche Figur, nichts besonderes, sie hatte aber das, was man das gewisse Extra nannte. Von ihr ging etwas Animalisches aus, purer Sex, meinte Klaus. Die Kollegen versuchten auf Sie Eindruck zu machen, ohne Erfolg. Sie hatte es auf Hans abgesehen, ihren direkten Vorgesetzten, obwohl dieser erheblich älter war und die Eintönigkeit seines bisherigen Lebens ihre Spuren hinterlassen hatten.

„Was keiner glauben mochte bei dem alten Langeweiler,“ erzählte Klaus, „Hans verliebte sich richtig in Anne. Sie machte es ihm leicht, ließ ihr Interesse deutlich erkennen. Er blühte plötzlich wieder auf. Noch bevor er mit ihr zum ersten Mal im Bett war, verließ er seine Frau. Anne wickelte ihn ein, verführte ihn mit all ihrem Sex, sie versprühte eine Leidenschaft, die Hans seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Dann zogen Sie zusammen in eine Wohnung.“

Klaus schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr:

„Und hier begann für Hans das Martyrium.“
Klaus blies gekonnt einen Rauchring in die Luft, während ich gespannt auf die Fortsetzung wartete.

„Nachdem sie zusammengezogen waren, veränderte Anne ihr Verhalten. Sie wurde dominant gegenüber Hans. Er mußte plötzlich den Wohnungsputz vornehmen, während Sie dasaß und Anweisungen erteilte. Anfangs hielt er das für ein harmloses Spiel. Er wehrte sich nicht, weil er durch sie sexuelle Erfüllungen erhielt, die er von seiner Frau während der ganzen Ehezeit nicht erhalten hatte. Sie befriedigte ihn mit ihrem Mund und ließ Hans sogar bis zur Ejakulation kommen, davon hatte er sein Leben lang geträumt; seine Frau hatte ihm diesen Wunsch nie erfüllt. Wenn er in ihren Mund spritze, überkam ihn ein nie gekanntes Gefühl von Liebe, Begehren und Dankbarkeit. Klar, Sie schliefen auch zusammen, aber Anne machte ihn mit ihrem Mund hörig; kaum zu glauben, wie einfach das offenbar manchmal ist,“ wunderte sich Klaus.
Mit einem Anflug eines Lächelns meinte er, daß bei uns beiden dazu wohl etwas mehr gehört hätte. Ich gab ihm recht.

„Na ja, Hans wurde zum Putzmann, Anne nörgelte herum, es sei nicht richtig sauber gemacht und Hans mußte weiter putzen. Eines Tages, als Hans wieder einmal mit einem Wischlappen in der Hand und auf den Knien den Boden schrubbte, kam Anne in die Küche. Sie trug einen BH aus Gummi und ein ebensolches Höschen, das im Schritt einen Schlitz hatte, dazu Lederstiefel, die bis über die Knie reichten. Hans hatte sie so noch nie gesehen, er war irritiert, verwirrt, verblüfft und sie herrschte ihn nur an, er sei unartig, weil er nicht richtig putze. Sie stand vor ihm, breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt. Zur Strafe müsse er jetzt weiter putzen, jetzt aber richtig. Dann urinierte sie unvermittelt direkt auf den vor ihr knieenden Hans. Mann Tom, kannst Du Dir die Situation vorstellen““, fragte Klaus. Ich versuchte es. Es war eine bizarre Vorstellung.

„Sie urinierte auf seinen Kopf, es floß seine Wangen hinunter und tropfte auf den Fußboden. Als ihr Strahl versiegte, schrie sie Hans an, er solle es vom Boden mit der Zunge auflecken“. Klaus schauderte bei der Vorstellung. „Wenn er dies nicht mache, kündigte sie ihm barsch an, würde er von ihr keine Zuneigung mehr erhalten. Hans fühlte sich beschämt, erniedrigt und gedemütigt, er hatte gleichartiges noch nie gesehen oder erlebt. Selbst seine Ehefrau hatte während der ganzen Ehezeit immer die Toilettentür zugesperrt. Gleichzeitig begehrte er aber diese Frau, die ihm sonst das gab, was er sich sehnlicher als alles andere wünschte. Die erlittene Erniedrigung hatte ihm jedoch die Tränen in die Augen getrieben. Schluchzend bat er Anne, er würde es gerne mit dem Wischlappen wegmachen, sie solle aber nicht verlangen, daß er es mit dem Mund aufnehmen müsse. Sie trat ihm mit ihren Stiefeln auf die Hände, mit denen der den Wischlappen die ganze Zeit gehalten hatte. Sie sah den Schmerz in seinem Gesicht und genoß es offenbar. Dann zeigte sie sich plötzlich gnädig und ließ ihn die Wasserpfütze auf dem Boden aufwischen. Sie befahl in dann zu sich und gab ihm mit ihrem Mund das, was er sich wünschte. Weinend spritze er bei seinem Orgasmus sein Sperma in ihren Mund.“
Klaus machte eine Pause und steckte seine erloschene Zigarre wieder an.

„In der nächsten Zeit – das ging fast ein Jahr so – wurden Annes Launen immer exotischer. Sie brachte Horror- und Pornofilme mit nach Hause. Beide regten sie an, während Hans sich davor ekelte. Sie entwickelte zudem die Neigung, während des Abspielens der Filme zu masturbieren, wobei Hans immer vor ihr knieen und zusehen mußte. Während des Masturbierens urinierte sie dann unvermittelt los, immer auf Hans. Er ekelte sich, wollte sich dem entziehen, aber dann drohte sie wieder mit Liebensentzug und zwang ihn damit, ihr zu Willen zu sein. Regelmäßig mußte er dann putzen, er war hin- und hergerissen zwischen Demütigung und dem Vorhaben, diese unglückselige Beziehung zu beenden und der Lust, die sie ihm spenden konnte. Er hasste sich selbst für seine Schwäche, er hasst Anne für das, was sie ihm antat, er fand aber nicht die Kraft, es zu ändern. Man kann ohne weiteres sagen, daß er ihr hörig geworden war, während Sie sich zur Domina entwickelt hatte. Hans war ihr Sklave geworden“.

Klaus machte eine Pause, bestellt noch ein Glas Wein und fuhr dann fort:

„Anne wurde schwanger, von Hans, das sagte er mir jedenfalls. Ich erspare uns beiden unappetitliche Details ihrer Neigungen während der Schwangerschaft. Ihre Ausschweifungen wurde nur schlimmer, nicht besser. Und doch hing Hans an ihr mit einer rational nicht zu erklärenden Hingabe. Als das Kind, eine Bube, zur Welt kam, dachte Hans eine Zeitlang, Anne werde zu einer normalen Mutterschaft finden. Die vorübergehende Änderung von Annes Verhalten hielt jedoch nicht lange. Sie kehrte zu ihren dominanten Spielen und Neigungen zurück. Zudem verlangte Sie nun plötzlich – das hatte sie zuvor noch nie getan -, daß Hans ihren Urin trinken sollte. Sie drohte ihm, ihn zu verlassen und das Kind mitzunehmen, als nichtehelicher Vater habe er keine Rechte an dem Kind. Das ist, wie Du weißt Tom, so nicht richtig, mit dieser Drohung machte sie ihn aber gefügig; er liebte seinen kleinen Sohn. Als sie sich dann eines Tages, während er sie oral befriedigte, in seinen Mund entleert, krampfte er zusammen und übergab sich.“

Klaus schwieg nachdenklich.
Ich war schon geraume Zeit genauso deprimiert wie Klaus. „Und“, fragte ich, „was passierte dann? Das konnte doch nicht gutgehen, zwischen den beiden.“

„Du hast recht, Tom.“ Klaus zögerte, bevor er weitersprach. „Die Sache steuerte in die Katastrophe. Naja, nach dem eben geschilderten Vorfall lag Hans weinend am Boden. Sie interessierte das überhaupt nicht mehr. Anne packte das Kind, einen Koffer voller Kleidung und war noch am Abend weg. Er konnte sie nicht aufhalten und wollte das auch in diesem Moment nicht mehr. Sie war zu weit gegangen. Er konnte ihre Wünsche einfach nicht mehr ertragen. Sie zog von Köln nach Amsterdam. Einige Wochen später hörte er von Freunden, daß sie dort in der Szene zur professionellen Domina aufgestiegen sei. Für ihn brach die Welt immer weiter auseinander. Er dachte an seinen kleinen Sohn, der im trüben Licht zwielichtiger Bordelle aufwachsen würde. Es schnürte ihm das Herz zusammen.

Über seine Freunde bekam er dann ihre Telefonnummer und fasste sich eines Tages ein Herz und rief sie an. Sie klang erstaunlich freundlich am Telefon. Er erzählte ihr von seiner Sorge um den gemeinsamen Sohn und sie erklärte sich bereit, sich zu einer Aussprache zu treffen. Die beiden vereinbarten einen Waldparkplatz in der Nähe von Köln. Als Hans Anne wieder sah, fiel seine aufgesetzte Fassade des Desinteresses von ihm ab. Seine alte Leidenschaft für Anne flammte wieder auf. Während sie zu Anfang wie Fremde zusammen sprachen und die Distanz aufrecht erhalten wollten, sah sie das Funkeln und die Begierde in seinen Augen. Sie war zur Professionellen geworden, sie wußte, was er wollte. Sie kniete sich daher plötzlich vor ihn, zog den Reißverschluß seiner Hose auf, holte seinen Penis aus der Hose und gab ihm das, von dem er geträumt hatte. Als er in ihrem Mund gekommen war, zog sie ihren Slip aus, schob ihrem Lederrock hoch, legte sich auf die Rückbank seines Wagens hinter den Fahrersitz und verlangte von ihm, auch er solle sie jetzt mit dem Mund befriedigen. Er solle sich nicht sorgen, sie wolle nur das von ihm. Er merkte nicht, daß sie log. Als sie ihren Orgasmus erreichte, spritzte sie entgegen ihrer Zusage in einem Schwall ihren Lebenssaft aus ihrer Blase in den Mund und über das Gesicht von Hans.“

Klaus Gesichtsausdruck wurde immer verstörter.

„Der Staatsanwalt“ fuhr Klaus leise fort, „hat Hans später immer vorgehalten, er habe Anne ermorden wollen und sei mit Tötungsvorsatz zu dem Treffen gefahren; anders sei es nicht zu erklären, daß er auf dem Boden seines Fahrzeugs hinter dem Fahrersitz ein Messer mit einer 25-Zentimeter-Klinge liegen gehabt habe. Ich habe diese Frage Hans als Verteidiger auch gestellt. Mir erklärte er, dieses Messer habe schon seit langem dort gelegen, von einem Treckingausflug, den er mit seinem ältesten Sohn unternommen habe. Keinesfalls habe er es mitgenommen, um es zu benutzen, es sei nur der Affekt gewesen, als Anne ihn wieder derart erniedrigt habe. Er habe in diesem Moment den Schaft zu fassen bekommen und nicht mehr gewußt, was er tat. Hans hat auf Anne dreimal eingestochen, sie erlitt hierbei schwerste innere Verletzungen im Bauchbereich. Als sie blutend im Auto lag, kam Hans wieder zu Sinnen. Er konnte nicht begreifen, was er getan hatte. Er legte die wimmernde Verletzte ganz auf den Rücksitz und fuhr – aber auch das kann man kaum glauben – mit der mit dem Tod kämpfenden Frau nicht in das nächste Krankenhaus, sondern von Köln nach Frankfurt, zu seinem Sohn. Dem erzählte er von seiner Tat und erst dieser veranlaßte die unverzügliche Überführung von Anne in ein Krankenhaus. Da in solchen Fällen die Ärzte verpflichtet sind, der Polizei Meldung zu machen, wurde Hans kurz später wegen des Verdachts des versuchten Mordes festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Sein Sohn beauftragte mich mit der Verteidigung. Bei den Gesprächen mit Hans hat dieser mir die ganze Geschichte erzählt, unglaublich, nicht wahr? Das Glück für Hans war, daß die Ärzte das Leben von Anne retten konnten. Wenn Sie gestorben wäre, hätte im eine Anklage wegen Mordes und eine lebenslange Freiheitsstrafe gedroht. Mir ist es gelungen, im Prozeß die Staatsanwaltschaft und das Gericht davon zu überzeugen, daß Hans nur im Affekt gehandelt hatte und daß mangels Vorlage von Mordmerkmalen – Du weißt ja noch, Tom, nicht jede Tötung ist Mord;“ – ich erinnerte mich an unsere Studienzeit – „fehlt es an diesen Merkmalen, greift der Tatbestand des Totschlags ein“. Er hatte recht.

„Und“ fragte ich, „was kam raus?“

„Heute wurde das Urteil verkündet“. Klaus machte eine Pause. „Hans wurde wegen versuchten Totschlags vom Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 9 Monaten verurteilt. Ich bin eigentlich stolz, daß es nicht mehr geworden ist, gleichzeitig aber bin ich deprimiert, wie die Dinge sich im Leben entwickeln können“.

Er schwieg. Ich stimmte ihm in Gedanken aber zu. Welch seltsame Wünsche führen doch zu Verstrickungen, aus denen sich manche Menschen nicht mehr selbst befreien können.

Er nippte an seinem Wein, er schmeckte ihm nicht mehr. Auch die angefangene Zigarre lag nur noch erloschen im Aschenbecher. Ich ließ mir daher die Rechnung bringen und zahlte. Antonio brachte uns zum Abschied noch diese herrlichen Marzipanpralines. Diese ließen uns das Leben wieder in einem milderen Licht betrachten.

Als wir in der klaren Sommerluft zum Parkplatz gingen, kehrte bei uns beiden die leichte Heiterkeit wieder, die wir beide bei dem Gespräch über Sarah verspürt hatten.

„Sag mal, Klaus“ ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, „was war jetzt eigentlich mit Sarah?“ Ich war zu neugierig.

Klaus klopfte mir wieder nur auf die Schulter, lächelte, ließ mich stehen und ging zu seiner schweren amerikanischen Limousine. Ein unvernünftiges Auto in diesen Zeiten, aber so war er nun einmal.

„Von Sarah, mein Lieber“ rief er mir lachend über die Schulter zu, „von Sarah erzähle ich Dir ein anderes mal. Grüß Deine Frau und mach´s gut, Tom. Beim nächsten Mal zahle ich.“

Und weg war er. Ich sah seinem Wagen noch eine Zeit lang nach. Wieder einmal fragte ich mich, warum ich nach dem Examen in die Wirtschaft gegangen und nicht Anwalt geworden war. Dann hätte sicherlich ich Sarah bei Gericht getroffen und wer weiß, was dann ich Klaus hätte erzählen können.

Ich freute mich auf unser nächstes Abendessen.

Dr. Tom

Die erotischeren Stories von Dr. Tom gibt es dann nur in unserem Portal. Diese allerdings habe ich – auch als Warnung vor sinnlosem „immer mehr“ – auch im Plog plaziert. Und ja, es ist wirklich eine wahre Geschichte, und der Schreiber ein Anwalt.

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