High-Tech-Klo

Wer Toiletten mit automatisch wechselnden Plastikbezügen auf der Klobrille für modern hält, sollte einmal nach Japan fahren. Dort ist jetzt ein WC auf den Markt gekommen, das den Gang zur Toilette mit einem Basis-Gesundheitscheck verbindet. Ganz bequem beim…

…Pinkeln misst die „Intelligente Toilette“ den Blutdruck, prüft den Urin auf den Zuckergehalt oder untersucht den Fettgehalt im Körper. Dank Computertechnick können sich die Nutzer über einen langen Zeitraum beobachten lassen und so den Gang zum Arzt sparen.

Die Idee dazu kam dem Chef des japanischen Bauunternehmens Daiwa House Industry, als er krank war. „Als unser Chef im Krankenhaus lag, sah er viele Patienten, die sich testen ließen und dann mit viel Medizin nach Hause gingen“, sagt Firmensprecher Miki Chino. „Deshalb wollte er ein Haus bauen, in dem man selber Gesundheitstests machen kann.“ Die japanische Firma Toto, die weltweit führend im WC-Sektor ist, steuerte dazu das nötige Know-how bei. Toiletten mit verstellbarer Sitztemperatur oder mit automatischen Duftversprühern hat die High-Tech-Firma längst im Angebot.

Laut Firmensprecher Chino gingen bereits etwa hundert Bestellungen für die „Intelligente Toilette“ ein – obwohl sie bis zu 4300 Euro teurer ist ein gewöhnliches Sitzklo. Doch schließlich handelt es sich bei der neuen Erfindung um eine Mischung modernster Technologien aus den Bereichen Mechanik, Chemie, Elektronik und Informatik.

So fährt für den Urintest automatisch ein kleiner Becher aus dem Innern der Kloschüssel aus.
Nachdem er fünf Kubikzentimeter Urin aufgenommen hat, schickt der Becher die Flüssigkeit zur Zucker-Analyse durch ein Metallröhrchen; der Becher wird derweil automatisch gereinigt.
Während der Benutzer eine Minute lang auf das Testergebnis wartet, kann er seinen Blutdruck messen. Das Gerät befindet sich in greifbarer Nähe direkt neben dem Toilettenpapierhalter. Auch eine in den Fußboden eingelassene Waage ist in dem Modell enthalten, mit der beim Händewaschen auch gleich das Körpergewicht kontrolliert werden kann. Wer dann noch den Fettgehalt in seinem Körper messen will, muss zwei über dem Waschbecken befestigte Stäbe in die Hand nehmen.

Die Ergebnisse werden in dem eingebauten Computer in einer persönlichen Datei festgehalten – vier Nutzer können sich vor dem Klobesuch als A, B, C oder D einloggen und fortlaufend beobachten lassen. Auch ein Knopf mit der Aufschrift „Gast“ ist bereit.

Die Firma Toto kümmerte sich bereits Ende der 70er Jahre um eine Steigerung des Wohlfühlfaktors beim Toilettengang und befreite die Japaner vom traditionellen Stehklo. Bereits 1968 kaufte das Unternehmen einer US-Firma ein Patent für moderne Toiletten ab, die alten oder behinderten Menschen gerecht werden. Jahrelang habe Toto daran getüftelt, den richtigen Sitzwinkel sowie die richtige Wassertemperatur und Wasserstärke für die japanischen Kunden zu finden, sagt Toto-Sprecherin Kumi Goto. Seit 1980 verkaufte die Firma mehr als 20 Millionen dieser „Washlet“-Toiletten in Japan und weltweit. Der Grund für den Erfolg von High-Tech-Toiletten in Japan liegt für Toto-Sprecherin Goto am Sauberkeitsfimmel ihrer Landsleute.

Auch die Toilettenspülung revolutionierte Toto: Zuletzt entwickelte die Firma die „Tornado“-Spülung, die das gesamte Becken wie einen Whirlpool reinigt und nicht wie herkömmliche Toiletten nur Wasser um den Rand herum spült. Auch Klos, die noch während der Nutzung automatisch Deodorant mit der gewünschten Duftnote versprühen, zählen zum Sortiment, das längst von anderen japanischen Herstellern kopiert wird.

Dass die „Intelligente Toilette“ den Toilettenbenutzern den Gang zum Gesundheitslabor abnimmt, hat laut Miki Chino von Daiwa House Industry noch einen anderen Grund als Bequemlichkeit:
„Unsere ursprüngliche Idee war, dass eine Mutter ihre Küche entsprechend der Gesundheit ihrer Familie variieren kann.“

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